Bindestrich oder Gedankenstrich?
Ist es gleich, wann ich welches Satzzeichen wähle?
Sie ahnen es wahrscheinlich schon. Nein, es ist nicht egal, wann Sie welchen Strich einsetzen. Sowohl der Bindestrich als auch der Gedankenstrich haben feste Funktionen am Wort oder im Satz. Das eine Zeichen kann nicht einfach die Funktion des anderen übernehmen. So ist also ein Bindestrich, der als Gedankenstrich fungieren soll, tatsächlich falsch. Er kann auch gar nicht die Funktion wirklich gut erfüllen, denn der Gedankenstrich soll visuell auffallen, ein Pause kennzeichnen, um den Gedanken einzuschließen. Ein kurzer Bindestrich wird dieser Funktion nicht in dem Maße gerecht.
In diesen Artikelausschnitten der beispielhaften Online-Beiträge wird es sichtbar: Der Gedankenstrich wird mitunter nicht konsequent verwendet, sondern er wird durch einen Bindestrich, der deutlich kürzer ist, ersetzt.
Doch das stimmt so nicht ganz. Leider sind solche Schnitzer teilweise dem schnellen Schreiben geschuldet. Auf der Tastatur sucht man schließlich vergeblich nach dem Gedankenstrich. Da ist der direkt verfügbare Bindestrich scheinbar eine annehmbare Alternative. Dabei gibt es sinnvollerweise feste Funktionen von Bindestrich vs. Gedankenstrich.
Funktionen von Bindestrich vs. Gedankenstrich – ohne Überschneidungen
Bindestrich | Gedankenstrich |
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Trennungszeichen Worttrennungen am Zeilenende: Woh- nung | “bis”-Strich Zeichen für das Wort “bis”. In dieser Funktion darf der Gedankenstrich ausnahmsweise nicht von Leerzeichen umgeben sein: 10–15, A–E |
Wortverbindung Werden zwei oder mehr Wörter zusammengelegt, so können Sie diese in einem Wort schreiben oder mit einem Bindestrich verbinden. Diese Schreibweise ist besonders zu bevorzugen, wenn sie der besseren Lesbarkeit dient oder wenn ein fremdsprachliches Wort mit dabei ist: Brainstorming-Methode, Tee-Ei | Gedankenstrich Passagen lassen sich durch Gedankenstriche umrahmen. Es wird damit eine Art Zäsur gesetzt, um den Lesenden zu verstehen zu geben, dass Sie eine Pause zu setzen haben, um dem Gedanken zu folgen. Der visuell auffällige Gedankenstrich kann einfach oder paarig erscheinen: So ist es – oder nicht? Das ist – warum auch nicht – seine Meinung. |
Wortverbindung zwischen Adjektiven In besonderen Konstellationen darf der Bindestrich zwischen Adjektiven nicht fehlen, nämlich wenn die beiden Adjektive miteinander vertauscht werden können: schwarz-weiß (weiß-schwarz) | Minusstrich –7 °C |
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Worteinsparung die An- und Abreise, das Zusammenkommen und -bleiben |
Gedankenstriche auf der Tastatur
Der Gedankenstrich ist doppelt so lang wie der Bindestrich und halb so lang wie der sogenannte Geviertstrich. Leider fehlt er auf der normalen Tastatur und ist damit nicht schnell und direkt verfügbar. Wahrscheinlich ist dies der hauptsächliche Grund, weshalb oft der Bindestrich zu finden ist, wo er eigentlich gar nicht hingehört.
Hier ein paar Tipps, den Gedankenstrich zu finden und somit auch einsetzen zu können:
- Suchen Sie in Ihrem Textprogrammen nach Symbolen. Dort finden Sie den Gedankenstrich in der Regel schon in der Schnellauswahl.
- Legen Sie sich am besten in Ihrem Schreibprogramm eine Tastenkombination für den Gedankenstrich an. (Ich habe [alt gr] + [-] damit belegt.)
- Sollte Ihr verwendetes Programm keine Symbole zur Verfügung stellen, kopieren Sie sich das Zeichen aus einer anderen Textdatei heraus und fügen es in Ihren Text ein.
- Sollten Sie die Möglichkeit haben, die HTML-Sprache einzusehen, so fügen Sie an der entsprechenden Stelle den Befehl – ein – der Gedankenstrich erscheint.
Es lohnt sich, die Unterschiede zwischen den beiden Wort- beziehungsweise Satzzeichen deutlich zu machen. Ihre Texte werden damit professioneller, eindeutiger und einfach richtiger!